Die A- und B-Note im Agility

Dies ist ein etwas heikles Kapitel. Heikel deswegen, weil sich vielleicht durch die nachstehenden Ausführungen mancher angesprochen fühlt. Ich schicke voraus, daß das keineswegs beabsichtigt ist. Mir geht es nur darum aufzuzeigen, daß beim Agility etwas, was in einer Situation richtig ist, in einer anderen ähnlichen nicht unbedingt mehr richtig sein mnuß.

Warum nun "Führtechnik - die A- und B-Note"? Beim Eiskunstlauf gibt es die A-Note für den sportlichen Wert und die B-Note für den künstlerischen Eindruck - oder so ähnlich. Bei einer Analogie zum Agility wäre damit die A-Note die Laufzeit und die B-Note wie das Ganze vom führtechnischen Stil her ausgesehen hat.

In den letzten Jahren läßt sich eine erfreuliche Entwicklung feststellen, das Qualitätsniveau der Hundeführer ist auf breiter Front gewaltig gestiegen. Diese positive Entwicklung ist mit Sicherheit auf verbessertes Training in vielen Vereinen und das Wirken von kompetenten Trainern bei den immer zahlreicher werdenden Seminaren zurückzuführen.

Aber, kein Licht ohne Schatten. Schatten insofern als sich beobachten läßt, daß in nicht wenigen Fällen das im Training und bei Seminaren Gelernte bedingungslos, ob es nun zu der jeweiligen Sequenz im Parcours paßt oder nicht, umgesetzt wird. Das verstehe ich unter der B-Note. Es sieht gut aus, bringt aber nichts, außer vielleicht einen Stangenfehler oder mehr oder weniger Zeitverlust.

Sicherlich ist es vorteilhaft, wenn man alle Agility-Werkzeuge, wie Belgier, Franzose, Ketschker, Change, In-Out, Scissor, Keule, Stellen, Twist, und was es immer noch für kunstvolle Worte für die einfachsten Bewegungsabläufe gefunden werden, in seinem Werkzeugkasten hat und auch anwenden kann. Nur im richtigen Leben würde kein Uhrmacher eine Armbanduhr mit dem Vorschlaghammer reparieren wollen, bei einer Kirchturmuhr sähe es allerdings schon etwas anders aus.

Der Führstil der erfolgreichsten Deutschen Agility-Sportlerin, Sylvia Vaanholt, ist geprägt durch Einfachheit bei hoher Effizienz. Bei ihr gibt es keine überflüssigen Gesten und Wortkommandos - "Tunnel Tunnel Tunnel" - sie führte ihre Hunde "auf den Punkt". Ihre Hunde hatten zudem immer eine sehr gute Basisausbildung. Ihr Führstil ist völlig unspektakulär und schnörkellos, aber überaus effektiv.

Der persönliche Führstil hängt natürlich stark von den eigenen physischen Möglichkeiten ab. Je mehr Bewegungspotential oder -talent vorhanden ist, umso leichter fallen einem bestimmte Bewegungsabläufe. Aber wie eingangs schon gesagt, nur weil man es kann, muß es in der betreffenden Sitaution nicht auch richtig sein.

August 2012

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